Geschichte des Lainzer Tiergartens
Beginn: Im Jahre 1270 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung eines „Auhofs“ in Hütteldorf, seit 1457 gibt es Überlieferungen zum „Thier- und Saugarten“ zu Laab im Walde - dort übte der Kaiserhof nämlich seine Jagdrechte aus.18. und 19. Jahrhundert: Im Wesentlichen erreichte der Lainzer Tiergarten seine heutige Ausdehnung unter Kaiser Josef II - zwischen 1782 bis 1787 wurde die circa 22 Kilometer lange Mauer rund um das Gebiet errichtet; für den Bau verantwortlich war der Maurermeister Philipp Schlucker - ein besonderes Detail am Rande: Das Preisangebot des Herrn Schlucker war damals so niedrig, dass das Wiener Volk befürchtete, der Maurermeister werde verarmen; obwohl diese Befürchtung nicht wahr wurde, ist der Ausdruck „armer Schlucker“ bis heute ein geläufiger Begriff.
Von 1882 bis 1886 erfolgte der Bau der Hermesvilla: Den Befehl dazu gab Kaiser Franz Joseph, der die Villa nach den Plänen Karl von Hasenauers als Geschenk für seine Ehefrau Elisabeth (Sisi) errichten ließ.
Öffnung für die Bevölkerung: Im Jahre 1918 übernahm die Verwaltung des Kriegsgeschädigtenfonds den Lainzer Tiergarten - ein Jahr später erfolgte die Öffnung des Tiergartens für die Bevölkerung, zunächst jedoch lediglich am Wochenende. Kurze Zeit später trennte man ein Teilgebiet an der heutigen Hermesstraße ab und gab es zur Rodung frei: So kam es zur Bildung der heutigen Siedlung „Friedensstadt“.
Zwischenkriegszeit und II. Weltkrieg: Damals stand der Kriegsgeschädigtenfonds knapp vor dem Bankrott - aus diesem Grund wollte man aus dem „wertlosen“ Tiergarten irgendwie einen Gewinn ziehen; so wurde ein Golfplatz sowie eine Kleingartensiedlung errichtet, außerdem erfolgte die Planung eines Waldfriedhofes, eines Friedhofs für Tiere sowie eines Sportstadions für Hunderennen. Dennoch schien das Ende des Lainzer Tiergartens in immer gefährlichere Nähe zu rücken. Im Jahre
1937 kam es schließlich zur Auflösung des Kriegsgeschädigtenfonds - der Tiergarten wurde vom Bund an die Stadt Wien übertragen. Eine Vorgabe war, dass der Lainzer Tiergarten in seiner Gesamterscheinung sowie in seiner Besonderheit als Naturschutzgebiet erhalten bleibt. So wurde er ab 1941 zum Reichsnaturschutzgebiet erklärt - infolgedessen erhielt die Bevölkerungen keinen Zutritt mehr. Zwischen den Jahren 1945 bis 1955 war das gesamte Gebiet unter der Verwaltung der Sowjets. Als Folge der allgemein herrschenden Not kam es zur planlosen Abholzung weitläufiger Waldteile, der Wildbestand wurde beinahe ausgerottet, die Hermesvilla verkam zur Ruine.
Wiederaufbau nach 1945: 1955 erfolgte die Wiedereröffnung des Lainzer Tiergartens - rasch entwickelte sich das Gebiet zu einem populären Wander- sowie Ausflugsziel. Im Rahmen des Baus der Westautobahn 1960 wurde ein Teil des Gebietes abgetrennt - ausgleichend kaufte die Stadt Wien ein Ersatzgebiet bei Laab im Walde. Unter der Leitung des Wiener Forstamtes wurde die Hermesvilla renoviert und 1973 neu eröffnet. Ab 1974 herrscht freier Eintritt in den Lainzer Tiergarten. 1988 kam die neue Verordnung zum Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten zum Tragen.
Neue Entwicklungen: Reparaturarbeiten an der teilweise baufälligen Tiergartenmauer erfolgen. Historische Kastanienalleen werden nachgepflanzt. Der Park der Hermesvilla wird nach den Original-Plänen wiederhergestellt.